Talk und Diskussion mit Oberwelt. Die Themen kreisten um Vermarktung von Haltungen, Labelarbeit als Plazierungskrücke, Prestigekapital, Prä-Kunstgeschichte etc. etc. Die Diskussionssituation blieb bei einer Situationsanalyse und der Frage, wohin kollektive Wünsche/Träume gehen. Mit einem politischen Hintergrund konkretes Engagement in der Gesellschaft zu verwirklichen, scheint nicht mit der Schaffung von anderen Strukturen alleine gelöst zu sein, und angesichts des immer frappierenderen Effekts von Kapitalismus und der Verinnerlichung seiner Mechanismen/Einwirkung auf individuelle Subjektbegriffe existiert eine ziemliche Ratlosigkeit in Bezug auf eigene/kollektive kulturelle Praxis. |
Talk and discussion with Oberwelt. The themes discussed were the marketing of attitudes, labelwork, prestige capital, and pre-art history. The discussion did not develop further than an analysis of the situation and the question where the collective dreams and wishes go. A successful political engagement with society does not necessarily come about by changing existing structures. A sense of powerlessness exists in relation to collective cultural practice in light of the effects of capitalism and the individualÕs internalization of its mechanistic structures. | |
Die Leute von Oberwelt e.V. nennen ihren Input "Institutions-Praxis". Damit nehmen sie auf ihre eigene Situation Bezug. Der Verein Oberwelt e.V. und der von ihnen geführte Raum existieren schon seit 15 Jahren. Die Teams haben verschiedentlich gewechselt und Oberwelt hat dadurch einen personenunabhängigen Status erhalten und ist so ein Beispiel einer aus alternativen Zusammenhängen heraus entstandenen Institution. Die Arbeitsweise von Oberwelt findet vorallem in Form von Projekten und Ausstellungen statt, welche im eigenen Raum und zum Teil auch ausserhalb von den eigenen oder von eingeladenen Leuten realisiert werden. Die Fragen und Probleme welche ein kontinuierlich zu bespielender Ort aufwirft, sind natürlich vergleichbar mit denen, welche sich auch grössere Institutionen stellen müssen. Die Ähnlichkeit der Fragestellungen und der daraus entstehenden Praxis bei gleichzeitig grundsätzlich verschiedenen Voraussetzungen was die wirtschaftlichen Grundlagen und die Positionierung in der Öffentlichkeit anbelangt, führt schnell mal zu Frustrationen und zum Gefühl eine Art Selbstausbeutung zu betreiben. |
People from Oberwelt e.V. call their input Institutions-Praxis and describe their own situation. The club Oberwelt and their space has existed for over 15 years. They have had different teams over the years and Oberwelt has retained an independent status and became an example of an institution which emerged out of alternative connections. Their work consists of projects and exhibitions which take place in their own space but also outside of it and are organized by the team or by invited guests. The questions and problems which come up in such in such a space can be compared to the difficulty big institutions have except that the economic conditions and positions are different and the alternative team often feels frustrated and exploited. | |
Es folgte die Präsentation von X-Position, einem Konzept einer Gruppe von KünstlerInnen (Georg Rutishauser, Lang/Baumann, Anuschka Pfamatter und anderen), welche sich als Serviceteam anbieten und mit einer virtuellen Einzelausstellung KünstlerInnen zu Ausstellungen an prestigeträchtigen Kunststandorten verhelfen. Es werden vor Ort Kataloge produziert, wo in Fotos des leeren Kunst-Raumes - in diesem Fall der Shedhalle in Zürich - die mitgebrachten Arbeiten der Leute digital einmontiert werden. Ein passender Katalogtext kann aus fünf vorbereiteten Varianten ausgewählt werden. Die KünstlerInnen können dann die gewünschte Anzahl Katalog produzieren lassen. Als Präsentationstool für den Service existiert auch eine CD-ROM. Die Aktion versteht sich als ironischer Kommentar auf das ständig laufende Karussell von Namen und Orten im Kunstkontext und die für eine ordentliche, traditionelle Karriere unverzichtbare Liste von Ausstellungen an renommierten Adressen. |
The presentation of X-Position came next. This is a concept created by a group of artists (Georg Rutishauser, Lang/Baumann, Anuschka Pfamatter among others), who offer themselves as a service team and set up virtual exhibitions of single artists at prestigious spaces. Catalogues are produced on-site and the photos are digitally installed. A text can be chosen out of 5 already existing ones. Another presentation tool for the service is a CD-Rom. Their service is meant as an ironic comment on the constantly revolving carrousel of names and places in the art world and the (strategically necessary) list of previous exhibitions at famous galleries. | |
Das klassische Problem symbolischer, künstlerischer Aktionen - wie z.B. auch bei X-Position - ist, dass ihre Wirkung und die benutzten Effekte immer mit den symbolisch zitierten Gegebenheiten verbunden bleiben. Eine ironische oder kritische Lesung ist nur dann möglich, wenn sich die RezipientInnen bereits im Voraus auf bestimmte veränderte Parameter der Wahrnehmung geeinigt haben. |
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Abends sprachen Yvonne Volkart und Edith Krebs über die Frage nach Selbstverständnis von Off-Gruppierungen und Institutionalisierungseffekten anhand der Beispiele Shedhalle Zürich, Depot Wien und Group Material New York. Die drei kurz vorgestellten Institutionen haben ein gemeinsames Merkmal, alle drei sind eher dem alternativen Spektrum der Kunstproduktion und Vermittlung zuzurechnen und haben einen mehr oder weniger langen Prozess der Institutionalisierung durchgemacht. Shedhalle und Group Material sind Initiativen von KünstlerInnen, das Depot eine Einrichtung, welche vom Bundeskuratorium lanciert wurde und bis heute nicht wirklich selbständig ist. |
In the evening Yvonne Volkart and Edith Krebs discusses the question of self-understanding of alternative groups and the effects of institutionalization in the examples of the Shedhalle Zurich, Depot Vienna, and Group Material, New York. These three institutions have one feature in common: they belong to a rather alternative spectrum of art production and agenting and have all gone through a rather long process of institutionalization. Shedhalle and Group Material come into being through the initiatives of artists but the Depot was launched by a state curatorium and is still not really independent. | |
Der Talk stiess auf ziemliches Unbehagen seitens der DiskussionsteinehmerInnen, da man das Gefühl hatte vorgefertigte Thesen bestätigen zu müssen. Die aktuellen Phänomene in der Kunst lassen sich nicht mit scharf abgegrenzten Kategorien wie Mainstream und Off-Szene beschreiben. Die damit konstruierte Polarität ist eine, welche von aussen gesehen gerne bemüht wird um die unausweichlichen Widersprüche zu beseitigen, welche ein ausschliesslicher Fokus auf Hight-Art-Phänomene in der vielschichtigen Realität kultureller Produktion ständig erzeugt. |
The talk was not as comfortable for the participants as they were under the impression that they had to confirm a thesis which was pre-prepared well before the event. The current phenomenon in art cannot be categorized within a rigid dichotomy of mainstream vs. alternative. This constructed polarity is, if seen from the outside, often used to avoid inevitable contradictions which privilege high art phenomena above the varied reality of cultural products. | |
Selbstverständlich gibt es zwischen dem was früher traditionell als Werk eines/einer KünstlerIn galt, selbstorganisierten kurzfristigen oder langfristigen Projekten, von KünstlerInnen oder Gruppen in die Welt gerufene institutionsartigen Einrichtungen etc. längst fliessende Übergänge. Die Wahl der Arbeitsweise sowie der Bezug auf einen bestimmten Kontext und der Einsatz einer Methode (Werk, Prozess, Institution etc.) sind längst strategische Mittel der künstlerischen Produktion. Und die verschiedenen hier anwesenden Gruppen Beispiele dafür. |
Of course there are by now fluid transitions between what was before a traditional work of art, self organized short-termed or long-termed projects, or institutional-like equipment made by artists. The choice of the working process, the relation to a certain context, or the use of a method (work of art, process, institution etc.) have been for a long time strategic methods of artistic production. And the several groups present here are examplesof it. | |
Interessant war an dieser Stelle in kurzer Seitenblick auf das eigene Projekt Kombirama. In der letzten Zeit sind verschieden Statements von Vertretern offizieller Kunstinstitutionen in Zürich bekannt geworden, welche sagen, sie seien froh, dass es jetzt Kombirama gibt, damit alle die, welche Kunst mit einem sozialen Event verbinden wollen, einen eigenen Raum haben, da sich dazu das Museum definitiv nicht eigne. Das Kombirama selber hat während der Dauer seiner Existenz bereits hohe Wellen in Richtung Kunstestablishment geschlagen, weil offensichtlich die Idee eines für Gespräche, Parties und soziale Prozesse offenen Raumes die Vorstellung "einer neuen Generation", "der Avantgarde" etc. trifft, und entsprechende Begehren weckt. Offen ist auf unserer Seite die Diskussion darüber, wie mit dem Kapital des Hypes strategisch umgegangen werden kann. |
At this point a short look at our own project Kombirama was appropriate. Some time ago different statements of representatives of official art institutions in Zürich were made public; many showed approval at what Kombirama was doing, as now everybody who wants to connect art with a social event has a special space for it, unavailable within museum structures. Kombirama itself has had great success in the context of the existing art establishment, because obviously the idea of an open space for talks, parties, and social processes responds to the desires of a new generation and attracts a great deal of interest. We are open to the discussion about the strategic handling of the marketing of such trends. | |
Nach der Pause spricht Florian Zeyfang um 21.00 zu Inszenierung und Egotransport im World Wide Web. Im Untertitel treffen sich "Businessman and terrorists abroad", um unter der Prämisse der "Werbung für alle", zu einer Ich-Konstruktion zu verschmelzen . Mit diesem Slogan wird im www allein eine Freiheit des Marktes und eines mit dem eigenen Namen okkupierten Territoriums transportiert, das Internet wird zum gesellschaftlichen Projekt mit Vorbildfunktion. Der Beitrag unter dem Titel: "The Names - Businessmen and terrorists abroad" war als Polemik gegen das WWW angekündigt und zielte auf die unter dem Namen world wide web zurzeit stattfindenden Inszenierung von Information. Die einfache Distribution von Informationen über das Datennetz wurde schon lange vor der Einführung des www von denen praktiziert, die darauf angewiesen waren, etwa im Bereich der Forschung oder auf der Ebene der politischen Selbstorganisation. Die neuen Freiheiten und Möglichkeiten, welche jetzt mit massenwirksamen Kampagnen von den Telekomunikations-Multis promoted werden, meint im Gegensatz dazu nur noch eine ästhetische Farce, eine Mixtur aus just in time service, Telearbeit, weltweite Verfügbarkeit als Machtanspruch gewürzt mit einer Brise Hackerlegende und Datenpiraterie, all das im Cyberlook aufbereitet. Folgerichtig werden den auch Projekte wie etoy und jodi im Moment überall gefeiert, welche in der alte Logik von Künstlersubjekt und Kunstverständnis auch in der "neuen Welt" den passenden Dekor zum Zeitgeist anbieten. |
After the break, Florian Zeyfang speaks at 9pm about projections, economy, and representations of the self on the World Wide Web.The subtitles ÒBusinessmen and Terrorists AbroadÓ bring these two roles together as a critique against the claim that Òadvertising (is) for everybody.Ó This slogan affords a free market ethic the opportunity to appropriate and instrumentalize the so-called fluid space of the www, in this way expounding a new (if not equally insidious) model for the new world order. The simple distribution of informations over the net had been practiced long before the introduction of the www by people dependent on itÑfor example in the field of science or political self-organizations. The new freedoms and possibilities which are promoted by the telecom-multies with mass-efficient campaigns, are then only an aesthetic farce, a mixture of just-in-time-service, teleworking, worldwide disposal as a power claim spiced up with hacker-legend and data-piracy, all set up in the cyberlook. Consequently, projects like etoy and jodi are celebrated everywhere at this moment, and following the old logic of the artist subject offer a suitable aesthetic aspect to the new world order. | |
Das Funktionieren einer wirklichen "Wunschmaschine" wird am Ende z.B. eher in "low tech Dimensionen" wie z.B. in mailing lists vermutet, welche nach wie vor ein effizientes und diskretes Medium der Informationsdistribution darstellen. Appropos Werbung: subscribe InnerCity@is.in-berlin.de |
The working of a real wundermachinery is, in the end, conceived in a low tech dimension like, for example, in mailing lists, which still are an efficient and discreet medium for information distribution. Concerning advertisement: subscribe InnerCity@ is.in-berlin.de | |
Später wurde von Katalin Timar aus Budapest Nightwatch, ein Webzine aus Ungarn vorgestellt. In diesem gerade erst entstandenen Magazin sollen Texte von TheoretikerInnen neben Arbeiten von KünstlerInnen publiziert werden. Bei der Gestaltung hat ein Philosoph mitgearbeitet. Das Magazin ist im Moment nur auf ungarisch abrufbar, da die Mittel noch fehlen, die Texte zu übersetzen. Aber einige der bereits realisierten Projekte lassen sich über die Bilder gut nachvollziehen. Für die Kulturschaffenden in Ungarn ist es selbstverständlich, dass das neue Medium www dazu benutzt wird die historisch und von der Sprache her gegebene relative Isolation zu überwinden, und die eigenen Arbeitsansätze vorzustellen, der entsprechende Optimismus scheint da im Gegensatz zur Situation bei uns ungebrochen. Es wird interessant sein, weiterhin die je dabei gemachten Erfahrungen auszutauschen. |
Later, Katalina Timar of Budapest Nightwatch presented a webzine from Hungary. In this new magazine theoretical texts and works of artists will be published. A philosopher worked on the design. The magazine is available only in Hungarian as the funds to translate the texts are still lacking. But some of the projects already realized are easily comprehended through the pictures.
For artists in Hungary it is a natural thing that the www as a new medium is used to transcend the historically and linguistically determined isolation and to introduce oneÕs own working attempts. Our optimism is unbroken, unlike the situation. It will be interesting to exchange experiences. |