Kurzer, einführender Talk von Marion von Osten. Das Überthema ist Kontext, Abbild Authentizität. Drei vorgezeigte Zeichnungen zeigen a) Schutzkleidung, thematisiert den Mythos Tarnungsproduktion ("... scheinbare Unsichtbarkeit") anhand einer weissen Weste mit Sätzen wie: Wird leicht schmutzig, verleugne deine Vergangenheit, am I suspect?. Also PC und ideologische Reinheit in alternativen Kontexten als Phänomen; sichtbar an Fragen wie "macht der nicht noch Ausstellungen in der Galerie XY ?! b) Schutzbekleidung 2 : Tarnungsproduktion; Ich bin gar nicht da ! in Form einer Tarnkappe. Sätze wie "lass die anderen sprechen ! / das Anderssein den anderen überlassen. Was vielleicht nicht weiter erläutert werden muss, Beispiel Verhalten in Diskussionen und an Veranstaltungen wie public utility. c) Schutzbekleidung 3: Habituelle Produktion; Tarnung durch totale Sichtbarkeit, T-Shirt. Themen wie Szenenbildung, vom Ich zu Authentizitätsmythen, Wir, Otherness perse. |
Short introductory talk by Marion von Osten. The main subjects are context, image, and authenticity. Three drawings show : aprotecting clothes, which address the myth of camouflage production and apparent invisibility using a white jacket with sentences like: Ògets dirty easily,Ó Òdeny your pastÓ, Òam I suspect?Ó Also Political Correctness and ideological purity in alternative contexts as a phenomenon made visible in questions like ÒdoesnÕt he show in such and such gallery?Ó bprotecting clothes 2: camouflage production; Òactually IÕm not here!Ó in the form of a camouflage hat. Sentences like Òlet the others speak! / leave the being different to the others.Ó This need not be pointed out further, the example behavior in discussions and at events like public utility. c) protecting clothes 3: habitual production; camouflage with total visibility, t-shirt. Subjects as scene formation, from the self to myths of authenticity, Us, Otherness per se. | |
Was sich hinter dem Thema auch noch verbirgt ist eine Reflexion über die Konstruktion des Authentischen in den verschiedenen Lagern und Zusammenhängen im kulturellen Feld. Was hier bestens bekannt ist und im engagierten Lager auch schon genügend geächtet wird, ist das authentische Kunstwerk, welches direkt dem kreativen (männlichen) Trieb entspringt und als Unikat die Aura des Echten - sprich einen autoritären Kontext - beansprucht. Aber der Mythos des Authentischen, als eine Art alles entscheidende Überinstanz taucht auch in ganz anderer Gestalt auf, etwa als durchaus reflektierte Forderung nach Kontextbezug, als Vertrauen in die Dokumentation und Misstrauen gegenüber der Produktion, oder wechselnde Hypes, wie etwa Party statt Ausstellung etc.. |
Behind the subjects also lies a reflection about the construction of authenticity in different cultural fields and connections. What is well known and also feared in committed camps is the authentic work of art which arises directly from the creative (male) instinct and, as an original, and demands the aura of truthÑ in other words, in an authoritarian context. But the myth of the original appears also in a completely different form, reflecting a demand of context relation, as trust in the documentation and mistrust in the production, or changing trends (party instead of exhibition), etc. | |
Offensichtlich weist das unerwartete Auftauchen einer "authentischen Dimension" auch innerhalb einer kritischen, selbstreflexiven Haltung, z.B. in der kritischen Bezugnahmen auf einen selber definierten Kontext, darauf hin, dass gerade auch durch Kritik, Gegebenheiten festgeschrieben werden. Die Authentizitätsdebatte müsste demnach von zwei verschiedenen Seiten geführt werden, als sozusagen klassische Kritik an der Konstruktion einer konditionierenden (wahren) Realität und als Reflexion über eigene Wahrheitsansprüche und Effektivitätsphantasien. |
Obviously an unexpected arising of an Òauthentic dimensionÓ points out that realities are mediated by critics, even within a critical, self-reflexive position, for example in the critical referring to a self-defined context. The discussion about the authenticity should therefore be done from two different points of view, as a classic critic to the construction of a conditioning of a (true) reality and as a reflection of oneÕs own truth demands and fantasies of affectivity. | |
Die Diskussion kreiste eher zaghaft um die angeschnittenen Themen, auf Outings wurde verzichtet. Am Schluss wurde eine "Top-Ten-Liste of independent products" aufgezeichnet, wo mit viel Spass die neuen Auf- und Abwärtstrends festgestellt wurden. Dazu einige Beispiele: |
The discussion turned to spoken subjects; we gave up outings. In the end we made a Òtop-ten-list of independent productsÓ, which to our great amusement, classified activities according to the latest fashion trends. Here, some examples: | |
- Plattenauflegen: abwärts - Fanzines: wellenförmig gleichbleibend - Dokumentarfilm: stark aufwärts - Tabubruch: abwärts - Spielfilme mit Jungensinhalten: gleichbleibend, nicht auszurotten - Dekonstruktion: abwärts - Adorno: aufwärts - sixties-Ambiente: endlich leicht abwärts - Flyers: gleichbleibend - Internetsites: langweilig aber steigend - ... etc. etc. |
- spinning: down - fanzines: constant - documentary films: strongly up - break of tabus: down - movies with youth contents: constant - deconstruction: down - Adorno: up - sixties ambients: finally down to some extent - flyers: constant - internet sites: boring but up -etc. etc. |
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Am Abend dann die Präsentation der FrischmacherInnen aus Köln. FrischmacherInnen ist eine eher lose und wechselnde Gruppe von AktivistInnen, KünstlerInnen, ArchitektInnen u.a., welche in regelmässigen Abständen Veranstaltungen im Stadtraum lancieren. Die augewählten Orte stehen jeweils im Brennpunkt von aktuellen Entwicklungen (z.B. Centrifizierungsprozess) oder bestimmten Szenen (z.B. Universitätsgelände). Die Auswahl der Veranstaltungsorte erfolgt demnach nach strategischen oder inhaltlichen Gesichtspunkten, und wie es schien manchmal auch aufgrund bestimmter gegebener Attraktionen, (Vorplatz eine Hauptsitzes einer grossen Versicherungsgesellschaft) und Hypes (Café Central). Die eigentlichen Veranstaltungen haben meistens die Form von Vorträgen. Verschiedentlich wurden die für einmalige Events organisierten Räume auch anderen Gruppierungen zur Verfügung gestellt. FrischmacherInnen funktioniert daher eher wie eine Servicestelle, welche hilft, wenn es darum geht für wenig repräsentierte Anliegen eine Öffentlichkeit zu schaffen. |
In the evening the presentation of the freshmakers from Köln. The freshmakers are a loose and changing group of activists, artists, architects and others, who organize events within the city space at different intervals. The selected places are in the middle of actual developments (for example processes of centralization) or certain scenes (for example university campuses). Event sites are selected according to strategic points of view and follow certain given attractions, (the foreground of a large reinsurance companyÕs main office) and trends (central cafe). The actual events mostly take the shape of lectures. Several times rooms reserved for unique events were given to other groups. Freshmakers therefore also functions as a service agency, which helps to create a public for issues that are under-represented. | |
Leider wurde in der Präsentation wenig transparent gemacht, welches die konkreten Erfahrungen und die möglichen Ergebnisse der Aktionen sind, in welchem Verhältnis die gewählten Orte (und die damit, durch die Wahl eines bestimmten Kontextes aufgeworfenen Fragen) zu den jeweils präsentierten Inhalten und Themen stehen. Ähnliche Ansätze werden ja im Moment in verschiedenen Städten im Zusammenhang mit den geplanten Aktionswochen Innercity-Tour in verschiedenen Städten diskutiert. wo kulturelle und politische Gruppen gemeinsame Aktionen zu den Fragen der Ausgrenzung und "Privatisierung" in den Innenstädten geplant sind. |
Unfortunately, the presentation didnÕt make clear which are the concrete experiences and the possible results of the activities, which is the relation of the chosen places (and the questions which arise from the choice of a certain context) and the represented contents and subjects. Similar attempts are discussed at that moment in other cities within the context of the planned action week of the innercity tour and where cultural and political groups plan common activities concerning the questions of exclusion and privatization of the inner city. | |
Interessant wäre an der Stelle auch generell eine Diskussion über die Rolle von Kulturaktivismus und kulturellen Initiativen (Aktionen, Erschliessung brachliegender Räume, Benutzung von Zwischenraum und Unraum etc.) bei der Rekultivierung von Stadtraum. Fast alle der eingeladenen Gruppen und Projekte sind z.B. durch ihre Präsenz in bestimmten Stadtteilen und durch die Benutzung von im Moment nicht zum normalen Preis vermarktbarem Raum, Teil von Zwischennutzungskonzepten. Die Aufwertung von Stadtteilen mit dem Effekt steigender Attraktivität, Nachfrage und Immobilienrendite läuft ja nicht zum ersten Mal über die Kultur und aktivistische Initiativen gehören zu den innovativsten Kräfte, was das Aufspüren von verschütteten Qualitäten und das Setzen von neuen Trends anbelangt. |
A general discussion ensues about the role of cultural activism and cultural initiatives (actions, the use of empty spaces, in-between-rooms, etc.) in the re-cultivation of the city space. Nearly all of the invited groups and projects become part of the transitional utilization concepts due to their presence in certain city spaces and the fact that the spaces arenÕt rentable at normal prices. The revaluation of city sections with the effect of rising attractions, demand, and real estate prices doesnÕt go for the first time over culture, and activist initiatives are part of the innovative strengths concerning the finding of lost qualities and the setting of new trends. | |
In der folgenden Präsentation von Cecilia Tripp und et n'est-ce &/et aus Paris kommt als erstes Marcel Duchamp zu Wort, in Form eines Ausschnittes aus einem Interview. Et n'est-ce &/et berichtet dann über einige seiner Projekte. Zentrales Thema in allen vorgestellten Konzepten ist die Institutionskritik. Abgesehen von grossen Sprach- und Übersetzungsproblemen, welche immer wieder die einzelnen Gedankengänge zur Unkenntlichkeit dehnten, basierten die Ansätze auf einem sehr klassischen Institutionsbegriff und auf dem Glauben, dass die traditionellen Strukturen im Kunstkontext verbessert werden könnten. die einzelnen Kunstaktionen blieben kunstkontextbezogen, die Idee einer autonomen Kategorie "Kunst" unhinterfragt. |
The next presentation, by Cecilia Tripp and nÕest-ce & / et from Paris, deals with Marcel Duchamp in the form of an interview fragment. Et nÕest-ce & / et speaks of some of their projects. The main subject of all concepts is the institutional critic. Besides the big language and translation problem, which transform individual thoughts into a state of unrecognizability, the attempts were based on a very classical definition of the institution and on the belief that the traditional structures can be improved within the concept of art. Individual art actions remained related to the art context which questioned the idea of an autonomous ÒartÓ category. | |
Als ein grundsätzliches Problem im französischen Raum wurde die Tendenz angesprochen, dass an jeder Stelle im Kulturbetrieb aufwendige thematische Shows und Events aufgezogen werden, wo Beiträge und Arbeiten zu einem unverdächtigen Thema - etwa "die Zeit" - zusammengetragen werden. Et n'est-ce &/et verfasste dagegen ein Manifest, wo er fordert dass mehr problematisiert (problématiser) werden soll denn thematisiert (thématiser). Seine Ansätze in der Kritik der bürgerlichen Kultur basieren auf klassischen marxistischen Grundlagen und fallen oft sehr philosophisch aus. In anschliessenden Diskussionen wurde denn auch schnell klar, inwiefern kategorisierende Ansätze, wo von festgeschriebenen Begriffen wie Kultur, Kunst, Institution etc. ausgegangen wird, nicht mehr brauchbar sind bei der Beschreibung und kritischen Reflexion aktueller Prozesse. |
A major problem of the French speaking part turned out to be the trend that everywhere in the art business complicated shows and events are organized and contributions and works are unified according to a simple theme Ñ like for example ÒtimeÓ. Et nÕest-ce & / et wrote a manifesto which calls for problematizations rather than thematizations. Such attempts, within critiques of bourgeois culture, are based on classic Marxist foundations and are very philosophical in nature. In subsequent discussions it became very clear how inadequate stock definitions of culture, art, institution etc., have become in the description and critical reflection of actual processes. | |
Zum Abschluss des Abends stellt Cecilia Tripp Exitnet vor, ein Projekt, welches in Form eines Magazins veröffentlicht wurde und über Internet abrufbar ist. Sie berichtet auch kurz über die Pariser Szene. |
The evening concluded with the project Exitnet by Cecilia Tripp, a work which was published as a magazine and can be found in the internet. She also tells of the Parisian scene. |