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the day before
Sarurday 15/02/1997

Zum Thema "Selbstorganisation" präsentierten Jesko Fezer und Axel Wieder aus Berlin einige Zeichnungen, sozusagen als Diskussions-Input. Auf den Zeichnungen werden dazu verschiedene Zitate und Aussagen eingesetzt. "Ein Gegenstand hat es immer leichter als man selbst, seine Bedingtheit mitzudenken (zumindest wird es offensichtlicher)" "Unter Umständen besteht die Gefahr, dass ausserinstitutionelle, selbstorganisierte Arbeitsformen als Musterbeispiel für die neoliberale, kreative Dienstleistungsgesellschaft herangezogen werden." "Sich nicht auf eine backlash-position der Selbstgeisselung oder Vorteilsdistanz zurückziehen. Wenn Selbstkritik (self-reflexivity) den allgemeinen Tenor der konservativen Kunstkritik affirmiert.)".
Ausgangspunkt einer nachfolgenden Diskussion wurde vorallem der Hinweis auf die Gefahr, dank effizienten (selbst-)organisierten Arbeitsstrukturen und innovativen Ideen zum Vorbild für eine deregulierte Dienstleistungsgesellschaft zu werden. Tatsache ist, dass gerade in unseren Kreisen das von neoliberalen Wirtschaftskreisen geforderte Modell flexibilsierter und eigenverantwortlicher Arbeitsteams geradezu ideal umgesetzt ist. Damit verbunden sind eine ganze Reihe von Freiheiten und Vorteilen, die wir nicht im Ernst aufgeben möchten, gleichzeitig ist klar, dass dies eine willkommene Bestätigung für die Machbarkeit entsprechender Konzepte ist, deren Umsetzung in anderen Bereichen der Arbeitswelt die totale Entsolidarisierung zur Folge haben wird und für die Arbeitgeber erst noch günstiger kommt.
Es wurden einige Gedanken darüber angestellt, wie Austausch und Distribution von dem in alternativen Kreisen auch ständig akkumulierten - wenn auch symbolischen Kapital - organisiert werden könnte. Oft genug werden die kollektiv entstandenen Ideen früher oder später von einzelnen Personen in einem traditionellen Kontext in persönliches Kapital umgeschlagen, ausserhalb des Einflussbereiches gemeinsamer Strategien und Entscheidungen. Würde eine Art symbolische Währung existieren, müsste ein entsprechender Betrag davon ins Kollektiv zurückfliessen und so den kontinuierlichen Energieentzug stoppen. solche Modelle müssten sicher noch länger überdacht und entwickelt werden, ob sie sich umsetzen liessen ist eine andere Frage. Klar scheint jedoch, dass die Diskussion über alternative (auch wirtschaftliche) Kontexte noch einmal auf einer ganz anderen Ebene der Verbindlichkeit geführt werden müsste.
Der Programmatische Teil schloss mit dem Vortrag von Simon Sheikh. Er versuchte auf durchaus unterhaltsame Weise die Kunstgeschichte der 90er Jahren zu schreiben. Der Text kann in voller Länge im Archiv nachgelesen werden. Die verschiedenen Aussagen waren zu komplex und zu dicht, als dass es möglich gewesen wäre gleich eine Diskussion anzuschliessen, es blieb daher bei einigen Verständnisrückfragen.
Das Nachtessen fand in einem Chinese Take Away am Escher Wyss Platz statt. Der viel zu kleine und angenehm geschmacklos eingerichtete, neonbeleuchtete Raum, eignet sich ideal für Gruppenausflüge. Anschliessend war Party angesagt. Es blieb ruhig. Immerhin wurde später noch der Original Kombirama Shake ausgegeben, was dann doch dazu führt dass nicht mehr nur gelesen und diskutiert wurde.
Das Rezept: gefrorene Himbeeren, Milch und etwas Zucker im Shaker mixen, vorsichtig eine gut bemessene Menge Wodka zugiessen (Mixer muss immer laufen), in Becher abfüllen und sofort geniessen.

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