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Kunst + Ökonomie
Projekt mit Arbeitsgruppe und Veranstaltungsreihe
Zeitraum: April 2000 - Juli 2001
Veranstaltet von der Initiative Kunst + Ökonomie in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung der Hochschule der Künste, Berlin.
Eröffnung
Präsentation und Diskussion der Projektkonzeption am 8.4.2000 um 19 Uhr
im Projektraum, Rosa-Luxemburg-Straße 3, 10178 Berlin
TeilnehmerInnen: Sabeth Buchmann (Redaktion Texte zur Kunst, Berlin), Andreas Siekmann (Künstler, Berlin), Astrid Wege (Kunsttheoretikerin und Kuratorin, Köln), Valentin Rauer (Soziologe, Berlin), Verena Kuni (feministische Netzpraxis, "Old Boys Network", Mainz), Ines Lindner (Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung, HdK Berlin) und die Initiative
Kunst + Ökonomie
Ausgangslage
Nach der Konsolidierung der wirtschaftlichen Umstrukturierungen, die mit den Begriffen: Dienstleistung, Produktionsverschlankung, staatliche Deregulierung, tertiärer Sektor, wirtschaftliche Globalisierung usw. einherging, ist eine Form von Ideologie entstanden, die man im weitesten Sinne mit Ökonomismus umschreiben kann:
Diesem Ökonomismus wohnt eine ökonomische Theorie inne, die von einem scharfen Schnitt zwischen dem Wirtschaftlichen und dem Sozialen ausgeht und dabei übersieht, wie sehr die Mechanismen des Marktes sozialen Mechanismen untertan sind, die in gesellschaftlicher Gewalt ihre Wurzel haben. (...) Diese rationalisierte Mythologie ließe sich - in Anlehnung an Emile Durkheim - als wohldurchdachtes Delirium beschreiben. Sie gilt es zu widerlegen, sei es durch Nachdenken oder durch Tatsachen... (Pierre Bourdieu: Der Tote packt den Lebenden, hg. von Margareta Steinrücke, Hamburg 1997, S. 174)
Das Projekt thematisiert den Einfluß des "Ökonomismus" auf das produktive und institutionelle Selbstverständnis, die Vermittlungsstrukturen und die Legitimationsmethoden von aktueller Kunst. Besonderer Bezugspunkt wird hierbei die Kulturpolitik in Berlin und vor allem in Berlin Mitte sein.
Konzept
In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe, zu der ab April alle Interessierten eingeladen sind, werden in Zusammenarbeit mit themenspezifisch erfahrenen ReferentInnen aus Praxis und Theorie unter anderem folgende inhaltliche Schwerpunkte bzw. Fragen behandelt:
# Aktuelle Kunst/Kulturproduktion
Wie wirkt sich die oben genannte Konsolidierung auf die aktuelle
Kunstproduktion aus?
Können wir umgekehrt von einer "Kulturalisierung der Ökonomie" sprechen?
# Berufsfeld KünstlerIn
Welche feministischen Ansätze und Forderungen haben sich seit den 60er Jahren
produktiv weiterentwickelt und umgesetzt?
Welche Positionen weiblicher Kulturproduktion werden heute populär gemacht?
Was bedeutet soziales Geschlecht für die aktuelle Kunstproduktion und in der
zugehörigen Theoriediskussion?
# Aktuelle Formen der Kunstvermittlung/Ausstellungspolitik
Welche Qualifikationen bzw. welches gesellschaftliche Selbstverständnis haben
KunstvermittlerInnen?
Welche Konsequenzen haben die Dominanz von Eventkultur und
Großausstellungen auf das aktuelle Kunstverständnis?
# Großunternehmen und Staat als Kulturförderer
Welche künstlerischen Positionen werden durch welche Sponsoren unterstützt?
Wie funktioniert die gesellschaftliche Bewertung von KünstlerInnen
in Kunstgeschichtsschreibung, Lobbybildung, aktueller Ausstellungs- und Förderungspolitik,
Kunstmarktnotierungen?
Welche Auswirkungen haben diese Bewertungsmechanismen auf das Solidaritätsbewußtsein
unter den ProduzentInnen?
# Selbstorganisation
Was bedeutet Selbstorganisation im Kulturbetrieb heute?
Wie passen sich die Organisationsformen dem "Ökonomismus" an?
Im Verlauf des Projektes wird eine kritische Analyse von verschiedenen Kultur/Kunst- Galerie-, Stipendien- und Sponsoringkonzepten durchgeführt, und Feldforschungen in der Berliner Kulturlandschaft -besonders im Bezirk Mitte- betrieben.
Am Ende des Projekts, im Frühjahr 2001, steht eine öffentliche Präsentation der Arbeitsgruppe. In welcher Form und an welchem Ort diese stattfinden wird, bestimmt die Gruppe im Prozeß ihrer Zusammenarbeit.
Arbeitsgruppe
Ab 8. April 2000 laden wir alle Interessierten ein, an einer Arbeitsgruppe, die sich über ein Jahr hin zweimal wöchentlich trifft, teilzunehmen. Die Arbeitstreffen werden begleitet von Alice Creischer (Künstlerin), Andreas Siekmann (Künstler), Katja Dieffenbach (Redaktion Jungle World, b-books, Berlin), Valentin Rauer (Soziologe, Berlin), Sabeth Buchmann (Reaktion Texte zur Kunst, Berlin), Verena Kuni (feministische Netzpraxis, Old Boys Network, Mainz), Astrid Wege (Kunsttheoretikerin und Kuratorin, Köln), Hedwig Saxenhuber (Herausgeberin von Springerin, Kuratorin, Wien) und finden im Projektraum (Rosa-Luxemburg-Str. 3) statt, der mit Informationsmaterial, themenspezifischer Literatur, der notwendigen Infrastruktur ausgestattet und zu bestimmten Zeiten öffentlich zugänglich ist.
Im April/Mai wird die Arbeitsgruppe von Alice Creischer und Andreas Siekmann begleitet.
Thema: Rückblick auf die Ökonomiedebatten der 90er Jahre im Kunstbereich.
Termine: 11.4., 14.4., 18.4., 25.4., 28.4., 2.5., 5.5., 9.5., 12.5., jeweils dienstags und freitags,
16-20 Uhr.
Öffentliche Veranstaltungsreihe
Einmal monatlich findet ein öffentlicher Workshop statt, in der sich die Arbeitsgruppe mit Positionen aus dem bearbeiteten Kontext auseinandersetzt.
Bereits zugesagt haben: Kaspar König (Professor am Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt), Max Müllner (Geschätsführung des Kultur- und. Bildungswerkes des BBK Berlins), Felix Klopotek (Musikredaktion der Stadtrevue, Köln), German Art Services/kunstmarkt.de (Kunstmarkt im Internet, Würzburg) Beatrice von Bismarck (Leipzig)
Mittwoch, 17.5. 19 Uhr: Öffentliche Diskussion mit Kaspar König
Initiative Kunst + Ökonomie:
Franka Ueberschaer, Barbara Buchmaier, Gabriele Worgitzki
Kunst+Ökonomie wird unterstützt durch:
Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung, HdK Berlin
KKWV, HdK Berlin
Hagen Damwerth, AStA der HdK, Berlin
Projektraum e.V., Berlin
BBK und Bildungswerk des BBK Berlins |
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