Info Absage der Veranstaltung Sex&Space im Forum Stadtpark, Graz
Pressemitteilung aus aktuellem Anlass
Marion von Osten, Kuratorin der Shedhalle Zürich

Das Projekt Sex & Space II im Forum Stadtpark (vom 6.- 16. März 1997) wird abgesagt . Gründe hierfür sind die kulturpolitische Krise innerhalb des Forum Stadtparks, die die Arbeit an der Vorbereitung des Projektes in den letzten Tagen unmöglich machten, da keine Geldmittel zum Aufbau bereitgestellt werden konnten. Aus diesem Grund wurde das Projekt nicht rechtzeitig beworben. Die Versendung der Ankündigung ging auf meine Beschwerde erst an diesem Montag raus. Der Vorstand des Forum Stadtpark war über die vereinsinterne Zwangslage informiert und weder ich noch Michael Zinganel wurden über diese Situation aufgeklärt. Das Projekt hätte vom Vorstand des Forums selbst abgesagt und verschoben werden müssen.

Das Projekt Sex & Space ist 1996 in der Shedhalle Zürich gemeinsam mit TheoretikerInnen, KünstlerInnen und ArchitektInnen entwickelt worden. Der Referent für Bildende Kunst Michael Zinganel hat mich im Herbst 1996 eingeladen das Projekt in Graz fortzusetzen in Kooperation mit lokal engagierten, am Thema interessierten Personen, weiterzuentwickeln. Die Diskussion um das Thema Raumvorstellung, Repräsentation und der darin sich abbildenden Geschlechterkonstruktionen ist im deutschsprachigen Raum noch neu. Kontakte zur Architektur- und Kunstgeschichtsfakultät wurden hierfür hergestellt, Stadtrundgänge organisiert, das Frauenwohnprojekt sollte diskutiert werden und gemeinsam mit den lokal arbeitenden Frauenprojekten und dem Frauenreferat, sowie Theoretiker-Innen aus Wien und Zürich wurde ein einwöchiges dichtes Veranstaltungsprogramm entwickelt. (siehe Programm)

Das Forum Stadtpark versicherte noch am Dienstag den 3.März 1997 für Donnerstag den 6.März Mittel bereitstellen zu können. Nach der Vorstandsitzung gestern abend, auf der der Präsident Walter Grond zurücktrat wurde aber klar, dass dies nicht der Fall hätte sein können, da der Vorstand derzeit keine Verfügungsgewalt über Geldmittel hat. Die Voraussetzung das Projekt so zu eröffnen wie es nötig und adäquat wäre, war allerdings auch schon vor dieser Sitzung nicht mehr gegeben. Wenn dem Forum die Realisierung des Projektes am Herzen gelegen wäre, hätten entsprechende Massnahmen längst vorher eingeleitet werden müssen. Zu dem bin ich als Gastkuratorin den eingeladenen ReferentInnen und Geldgebern verpflichtet mein Misstrauen gegenüber der konkreten Finanzierbarkeit mitzuteilen.
Darüber hinaus ist eine dezidierte inhaltliche Auseinandersetzung in einer solchen Krisensituation unmöglich, da sie von lokalpolitischen Medienrummel überlagert worden wäre. Dies ist nicht nur ärgerlich, sondern stellt auch eine Imageschädigung für das Projekt Sex&Space II dar.

Dazu kommt, dass ich der Meinung bin, dass das Forum in der jetzigen Situation niemandem mehr Versprechungen machen sollte. Die Struktur des Forum Stadtparks sollte statt dessen prinzipiell überdacht werden und nicht voreilig Personen eingesetzt werden. Eine temporäre Schließung des Forum Stadtparks halte ich für angebracht und realistisch. Diese Krise könnte es möglich machen das Forum neu zu diskutieren.
An einer Weiterführung des Projektes im Forum Stadtpark Graz, zu einem späteren Zeitpunkt bin ich nur interessiert , wenn die Struktur im Haus grundsätzlich verändert wird und kulturpolitische Machtkämpfe und Eigeninteressen bestimmter Personen nicht mehr im Vordergrund einer kulturellen Arbeit stehen.

Eine Eröffnung am Donnerstag den 6. März ist aus all diesen Gründen unmöglich. Diese Entscheidung richtet für alle Beteiligten einen kaum gut zumachenden Schaden an.

Die Veranstaltungen des Internationalen Frauentags und der Podiumsdiskussion zum Frauenvolksbegehren bleiben von dieser Absage unberührt.
Aus Solidarität mit den beiden Veranstaltungen am 7. und 8. März 1997 wurde der Hauptraum entsprechend gestalterisch und technisch vorbereitet. Es tut mir im Namen aller Beteiligten aus Zürich, Genf, Wien und Berlin leid, dass die Veranstaltungen zum 8. März unter solchen Vorzeichen stattfinden müssen.

Marion von Osten, Kuratorin der Shedhalle Zürich


Stellungnahme zur Absage
Michael Zinganel, Referent für Bildende Kunst

Ich habe mich bereits vor der Vorstandssitzung vom 4.3. und daher ungeachtet dessen Ergebnisses zu einer Absage oder Verschiebung der Veranstaltung entscheiden müssen, da zum einen die unbedingt erforderlichen finanziellen Mittel (aus welchen Gründen auch immer) nicht in ausreichendem Maße zu Verfügung gestellt werden konnten. Zum anderen wurde ein kulturpolitischer Machtkampf bezüglich der Führung des Forum Stadtparks kurz vor Beginn unserer Veranstaltung bereits über Print-Medien angekündigt und dann mit dem mittlerweile bekannten Ausgang der Vorstandsitzung fortgesetzt, dessen Folgen für mich als Projektleiter und die Situation des Hauses nicht absehbar waren und sind. Die Austragung dieses Konfliktes drohten die Rezeption der Veranstaltungsserie Sex & Space unangemessen zu überlagern. Verbreitete Vorurteile gegenüber dem Forum Stadtpark, die gerade auch durch dieses Projekt hätten aufgelöst werden sollen, schienen wiederum bestätigt zu werden.
Es ist daher für mich unmöglich, weitere Projekte zu realisieren, bevor im Forum Stadtpark anstelle einer etwaigen Restauration der alten Strukturen und Besetzungen mit Vertretern einer vermeintlich bereits abgetretenen Generation offen über Möglichkeiten einer realen und nicht bloß symbolischen Erneuerung diskutiert werden, sodaß es für junge auch aussenstehende Kulturschaffende wieder interessant sein kann, an Projekten mitzuarbeiten, eine aktive Mitgliedschaft anzustreben bzw. auch Funktionen im Vorstand zu übernehmen.

Es ist ein Skandal, daß ein Projekt, für das bereits soviele Vorarbeiten geleistet wurden, an kulturpolitischen Problemen Dritter scheitern muß.

Zudem tut es mir aufrichtig leid, daß das Frauenvolksbegehren, das wir hiermit ja zu unterstützen beabsichtigt haben, in diesen Konflikt miteinbezogen worden ist.

Michael Zinganel, Referent für Bildende Kunst